Nach einem Jahr Pause war ich wieder an der Rosenheimer Heilpflanzenschule von Jutta Wendland-Hüsing im kleinen Ort Schwabering mit einem Brennnesselfaserkurs. Von weit weg kamen einige Teilnehmerinnen, Schweiz und Österreich, sogar aus Berlin zwei junge Künstlerinnen, die in Japan schon mit Pflanzenfasern, insbesondere Ramie, Erfahrungen hatten und hier in Deutschland damit weiter machen wollten und auf der Suche nach etwas Ähnlichem, auf mich aufmerksam geworden sind.
Bei der Ernte war es noch schön schattig am Waldrand und es ging entspannt los, das erste Armband aus grünen Stängeln, die erste Brennnesselgeschichte. Neues auch für mich, zum Beispiel dass die Brennnessel in der Nacht das Nitrat aus dem Boden zieht und mit der Sonnenkraft umwandelt. Deshalb sollte man Brennnesselblätter zum Verzehr nicht früh morgends essen.
Zurück an der Heilpflanzenschule konnten wir bald das leckere Brennnesselessen von Jutta und ihrem Mann zubereitet, genießen. Außerdem gab es Eis vom Hofladen zum Nachtisch und eine große Getränkeauswahl Tee, Kaffee und Wasser, welches mit verschiedenen Kräutern aromatisiert wurde. Das konnte wir bei der nun aufkommenden Hitze gut brauchen.
Dann ging es weiter, verschiedene Stängelqualitäten abziehen, Nadelbindegrundkenntnisse, Räucherbuschen, Traumfänger ... man kann so viel mit der Faser machen und die Teilnehmerinnen wollten alles kennen lernen. So waren wir sehr gut beschäftigt und der Tag schnell rum. Es war auch mal wieder ein reger Austausch, einige erfahrene Kräuterfrauen in verschiedensten Projekten kreativ oder heilerisch tätig.
Da ich am morgen die Urtifikation ausführlich gezeigt hatte und abends noch im nahe gelegenem See gebadet hatte, konnte ich nicht so gut einschlafen, es kribbelte ziemlich, zudem war Sommersonnenwende, draußen im und am Gasthaus viel los. Müde war ich am nächsten Morgen trotzdem nicht. Wir haben früh begonnen, weil es morgends noch kühler war. Fasern abziehen für das Spinnen, Spindel bauen, Papier schöpfen, und die Fasern aufbereiten, das war am Vormittag dran. Mittags wieder eine ausgiebige Pause mit Brennnessel-Kartoffelsuppe und Erdbeerquark, sehr sehr gut!
Nun war es richtig heiß und wir wollten noch Spinnen. Insbesondere Pflanzenfasern sind bei trockener Luft nicht gut zu verspinnen, es wird eher struppig, der Faden ist störrischer. Auch Schafwolle wird hauptsächlich in den kälteren Jahreszeiten versponnen, dann wird der Faden schöner. So war es dann durch die Wärme, die die Konzentration schwierig macht und die Trockenheit schwieriger, wie sonst im Herbst in meinen Kursen. Zum Glück gab es ein paar Frauen, die schon spinnen konnten und unterstützt haben, es den anderen zu zeigen. Jeder hat dann seine Fasern zu einem immer schönerem Faden versponnen.
Beim Abschluss, wenn wir die Werke dann zusammenlegen, war auch diesmal die Freude über die Vielfalt des Erlernten und Hergestelltem groß. Ich hatte meine Flyer für das Wollfest in Backnang dabei und bei der Verabschiedung sagten schon einige, dass wir uns dort wahrscheinlich wiedersehen würden.
Abends war ich dann im Moorsee baden, ich hatte mir ein paar heftige Insektenstiche an den Beinen eingefangen, es war ziemlich entzündet. Der See war oben Badewannenwarm und wenn man etwas taucht, wurde es gleich sehr kühl. Dass das Wasser tief schwarz ist, macht es ein bisschen unheimlich, unheimlich schön. Am nächsten Tag war ich noch mal an einem See, so war ich dann wieder erholt und konnte zurückfahren. Unterwegs konnte ich noch eine Bücherlieferung an eine ehemalige Teilnehmerin mit kleiner Pflanzenschule bringen. Dort hingen meine Postkarten schön eingerahmt, das hatte mich sehr gefreut.
Danke liebe Jutta für die schöne Organisation, die Bewirtung, sogar ein Kneipp-Armbad stand für uns bereit. Danke Ulla Tost für einige der Fotos, die ich hier abbilden darf. Danke an all die lieben und interessanten Teilnehmerinnen, die ich bei der ganzen Arbeit leider nur am Rande kennenlernen kann. Danke fürs dabei sein, danke für den Austausch.