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Brennnesselfaserkurs in Wisen, Schweiz

Das Brennnesselseminar in Wisen in der Schweiz auf dem Bio-Kräuter-Hof ArsNaturalis am 26. und 27. Oktober konnten wir bei strahlendem Sonnenschein komplett draußen verbringen. Nadja Hillgruber und Maria Bader vom Feuervogel (Genosssenschaft für Naturpädagogik) und ich sind am Tag zuvor angereist und haben Brennnesseln gesucht und festgestellt, dass das in den Buchenwäldern auf dem Berg gar nicht so einfach ist. Schon etwas besorgt, ob wir für den Kurs genügend große Brennnesseln finden, sind wir dann direkt am Haus fündig geworden. Im Garten und am Rande einer etwas wilden Obstbaumwiese fanden wir alles, was wir brauchten. Abends hat Nadja noch einen Hefezopf mit Brennnesselpesto gebacken und wir haben auf dem Platz schon alles, was wir für die 17 Teilnehmer*innen brauchten, abgelegt. Dieser besondere Kraftort, der auch für schamanische Seminare genutzt wird, bietet einen wunderschönen Ausblick auf die Landschaft. Am nächsten Morgen um 10 Uhr waren dann alle Teilnehmer*innen auf dem Berg angekommen, teilweise mit Rucksack vom Tal hochgelaufen! Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es dann schon los in die Brennnesseln. Ich habe gezeigt, wie man aus den noch grünen Brennnesseln Kordeln drehen kann. Das Abziehen der Fasern und auch das Drehen, gelang nicht sofort bei jedem, zumal auch nicht jeder Stängel gut geeignet ist. Doch jeder hatte eine Schnur herstellen können, um damit ein Bündel Brennnesselstängel zusammenbinden zu können. Beim Ernten in den Hecken bekamen schon einige die Brennnessel gut zu spüren. Mit der Ernte unter dem Arm ging es dann zu unserem Waldplatz und das Essen wurde zubereitet. Dazu hatten wir auch junge Brennnesseln gesammelt. Nadja und Maria hatten schon viel vorbereitet, sodass wir schon bald sehr hungrig den leckeren, am Feuer zubereiteten Brennnesselkürbiseintopf essen konnten. Nach dem Essen habe ich mehrere Techniken der Faserweiterverarbeitung gezeigt und jeder konnte selbst wählen, wie er oder sie am liebsten vorgehen möchte . Wir hatten auch getrocknete Brennnesseln aus dem Vorjahr mitgebracht und Stängel, die zwei Wochen zuvor geerntet wurden. Den Nachmittag haben wir also damit verbracht, Fasern abzuziehen, zu kratzen, zu reiben und rubbeln. Dabei kann man sich wunderbar unterhalten, manche haben sich auch in die Sonne gesetzt und sich zeitweise allein der meditativen Tätigkeit gewidmet. Die Tee- und Kaffeepause im Wald wurde ausgiebig genossen. Bis zum Abend hingen schon einige Faserstränge an den Leinen zum Trocknen. Einige sehr holzige Exemplare habe ich noch ausgekocht, um auch diese Technik zu zeigen. 

Als es gegen 18 Uhr dunkel wurde, sind dann dir ersten zurück zum Haus, um sich im Schlafsaal einzurichten. Ein paar Leute haben noch das Feuer im Dunkeln genossen und ein Teilnehmer hat die Nacht sogar draußen verbracht. Der nächste Morgen war wieder wunderschön und sogar morgens schon warm. Sodass auch die weitere Verarbeitung der Brennnesselfasern draußen stattfinden konnte. Schon sehr gespannt und teilweise wohl auch skeptisch, ob aus diesen nun noch immer harten Fasersträngen wirklich gold schimmernde Fasern werden können, ging es weiter. Zwischendurch hieß es wieder, Brennnesseln für das Mittagessen zu sammeln. Auf einer Waldwiese gab es dann zwei Geschichten von der Brennnessel, die wir gemeinsam  ein wenig gedeutet haben. Das Märchen der sechs Schwäne, wo eine junge Frau aus Liebe zu ihren Brüdern  sehr viel Mühe und Geduld aufbringt, indem sie Brennnesselhemden spinnt und webt, um die Schuld des Vaters aufzulösen und so ihre Brüder erlöst. Dann habe ich das Spinnen an der Handspindel gezeigt, was auch nicht immer sofort gelingt und etwas Übung braucht. Wer keine Spindel dabei hatte, konnte sich eine einfache Kreuzspindel zusammenstecken. Spannend für mich, wer welche Technik wählt und wie unterschiedlich dann auch die Ergebnisse sind. Bis zum Mittag hatte dann jeder den Dreh raus und aus Skepsis wurde Begeisterung über das Erschaffene. Mit den ganz kurzen Fasern, habe ich noch ein einfaches Papier hergestellt. Die Gemüsepfanne mit frischem Brennnesselsalat schmeckte wieder wunderbar! Viele haben dann gleich weitergemacht, um in den letzten Stunden noch ein paar Meter Kordel oder Faden zu drehen. Martin Meister von ArsNaturalis erzählte uns dann noch ein wenig über den Hof, und wie es dazu gekommen ist. Dieser besondere Hof ist ein Treffpunkt von Menschen aus aller Welt. Sie helfen dort bei der Ernte für Kost und Logis. Der Vorschlag, Brennnesseln dort anzubauen wurde gerne aufgenommen :-)

Als mich am ersten Abend eine sehr interessierte Erntehelferin auf englisch befragte, wie ich die Fasern herstelle, war ich ein wenig überfordert. Mal sehen, ob ich das mit der Zeit lerne, da das Interesse an der Pflanze und die Fasern keine Grenze kennt. Bei der Abschlussrunde am Nachmittag haben alle ihre Werke in einem Kreis ausgelegt. Die Ergebnisse, zusammen zu betrachten, ist für mich das Schönste! Auch die Rückmeldungen, dass sicher einige mit den Fasern weitermachen oder zumindest die Brennnessel nun sehr schätzen, freut mich sehr. Der nächste Termin mit dem Feuervogel in der Schweiz ist schon geplant. Im November 2020 werde ich wieder mit Maria und Nadja so einen Kurs anbieten. Ich freue mich schon drauf!

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