Gerade komme ich von einem langem Spaziergang durch Wald und Wiese zurück und bin noch ganz euphorisch, was ich alles entdeckt habe. Die erste blühende Schlüsselblume! Märzenbrecher und Schneeglöckchen. Das Lungenkraut blüht auch schon. Und einen üppig blühenden Seidelbast! Seit ich den Seidelbast kenne, weiß ich, was gemeint ist, wenn von betörendem Duft gesprochen wird. Durch die Kräuter habe ich meinen Riechsinn wieder entwickeln können. Ich vermute durch die Entfernung der Rachenmandeln (fälschlich damals als Polypen bezeichnet) wurde dieser Sinn beeinträchtigt. Die Rachenmandeln wurden damals reihenweise, genau wie die Halsmandeln bei kleinen Kinder mit Komplett-Narkose herausoperiert. Mandeln sind Lymphorgane, die der Entgiftung dienen. Die kurze Panik vor der Narkose ist mir noch in Erinnerung. Funktionieren die Lymphorgane im Rachenbereich nicht, produziert der Körper mehr Schleim, um Infekte zu verhindern.
Ich habe kaum Riecherinnerungen aus der Kindheit. Wenn Leute von ihren Dufterlebnissen sprechen, kann ich nicht mitreden. Bei mir kamen später noch jahrelange Besuche beim Kieferorthopäden hinzu, die einer Folter glichen, nachhaltig traumatisch, völlig überflüssig und schädigend. Es gibt so viel, was uns als normal und gut angepriesen wurde, sich später als traumatisierend und schwächend herausstellte, das gibt es noch immer und es tut mir weh zu sehen, wenn Menschen, die nicht selbst entscheiden können oder dürfen, dem quasi ausgeliefert sind. Aber nun zur heilenden Natur, denn die kann alles reparieren, davon bin ich überzeugt.
Der Februar brachte viel Wasser, Wind und es war noch ziemlich kalt, aber es gab wenig Frost. So wachsen die jungen Triebe langsam heran, geschützt durch eine Decke wärmender Blätter. Es gibt schon sehr, sehr viel! Im Februar dauert das Sammeln länger, bis man ein Beutelchen mit Kräutern gefüllt hat. Schnittlauch gibt es allerdings sehr viel, man muss sich nur kurz bücken und hat ein Bündel Schnittlauch, dass auf dem Markt mehrere Euro kostet. Nun ist das frische Grün für uns besonders wertvoll und schmackhaft. Voller Vitamine, Mineralstoffe und mit Wirkstoffen, die Bakterien und Viren abhalten können. Es gibt genügend, es gibt massenhaft und alles wächst immer wieder nach. Wildkräuter brauchen weder Dünger noch Pestizide, wachsen unerschöpflich, in etwa wie beim Märchen des süßen Griesbreis, wo der Topf nie leer wird. Aber wie im Märchen, sollte man bei den Kräutern nicht gierig werden, nur so viel nehmen, wie man wirklich braucht, sonst kann die Kräuterquelle versiegen.
Ich finde es immer wieder unglaublich: Schnittlauch, Bärlauch, Scharbockskraut, Brennnessel, Feldsalat, Taubnessel, Gänseblümchen, Feldsalat, Giersch, Labkraut, Gundermann, Schlüsselblume, Löwenzahn, Spitzwegerich usw. Ein paar ungenießbare oder auch giftige Pflanzen sollte man kennen, gerade im Frühjahr ist es bei den jungen Trieben manchmal schwierig diese gleich zu erkennen. Die Nieswurz (Helleborus) wächst in diesem Jahr wieder besonders üppig. Für die ersten Insekten sind die Blüten sehr wichtig und früher wurde die Wurzel gegen Wahnsinn verwendet, sie ist sehr giftig und giftige Pflanzen kamen immer zum Einsatz, wenn die Krankheit sehr schlimm ist.
Die Krokusse erfreuen uns mit ihren lila Blütenmeer, die Farbe Lila wirkt positiv auf unsere Seele, essen können wir sie nicht, ebenso der duftende, sehr giftige Seidelbast. Der Aronstab ist besonders tückisch. Bei uns wächst er beim Bärlauch. Farblich und haptisch sind die jungen Triebe sehr ähnlich. Die Wurzel oder Zwiebel unterscheidet sich jedoch eindeutig und auch in welcher Art diese Pflanzen aus dem Boden wachsen, unterscheidet sich. Der Aronstab entrollt sich von einer Seite. Der Bärlauch ist an beiden Seiten ein bisschen eingerollt. Die Blattaderung ist auch unterschiedlich. Also beim Bärlauch nicht mit der Sense ernten, auch nicht büschelweise ausreißen. Achtsamkeit ist bei den Pflanzen gefragt.
Die Kräutersaison ist eröffnet :-)