Nun schon der 5. Brennnesselfaserkurs im Wollwerk Münsingen. Für mich immer der Auftakt in die Brennnesselfasersaison. Diesmal mit einer etwas größeren Gruppe, da die Nachfrage sehr hoch ist. Ich
hatte mit Martina Kübler-Verissimo beim Auf- und Abbau und auch bei der Anleitung der Handwerkstechniken Unterstützung . Vielen Dank dafür. Auch Danke an Martina
Fischer und Christine Bishoff vom Wollwerk für das ganze Organisatoriche drumrum. Dieser schöne Ort, wo es in allen Ecken so viele Textilkunstwerke zu entdecken gibt. In jedem Jahr ist es
gewachsen, und noch mehr zu entdecken. Christine hat angefangen, Brennnesseltextilien aus Nepal zu färben. Ich habe einen wunderschönen Pollunder erstanden und auch einen dicken und kuscheligen
Schafwoll-Teppich für meine Wohnküche. Dort weiß ich, dass die Produkte gut sind und wunderschön auch noch, das spürt man auch.
Der Kurs besteht wie immer aus Brennnesselernte, Fasern abziehen, Unterschiede von Stängeln erkunden. Kordeln werden gedreht, Grundlagen des Nadelbindens gelernt, ich zeige, wie man einen Räucherbuschen bindet. Auch einen Traumfänger kann man sich herstellen. Am zweiten Tag wird Papier aus Brennnesselfaser geschöpft. Diesmal zum Schluss noch durch die Mangel geschickt, weil es am Nachmittag anfing zu regnen, sodass es draußen nicht ganz trocken geworden ist. Auch das Spinnen haben wir im großen Laden des Wollwerks gemacht. Neugierige Blicke der Besucher und auch Fragen, was wir denn da machen, kamen immer wieder. Die erstaunten Gesichter, wenn wir unsere Brennnesselfasern zeigen, freuen mich immer wieder.
Diesmal gab es auf dem Gelände des Albgut-Areals, einer alten Kaserne, eine Militärmesse. Das war schon etwas skurril, wie wir mit Steinen auf Stängeln klopfen und im Hintergrund Menschen mit historischer Kleidung auf Pferden militärische Paraden und Geschicklichkeitsübungen vorführten. Das hat uns kaum abgelenkt, alle waren mal wieder sehr vertieft bei der Sache.
Es waren so viele interessante Teilnehmer und Teilnehmerinnen dabei. Brigitte aus der Schweiz, die schon zweimal in Nepal war, um zu sehen, wie dort mit Brennnesselfaser Textilien gemacht werden. Sie hat damit begonnen, die Menschen zu unterstützen, ihre hochwertigen Textilien hier zu verkaufen. Wer so einen Kurs bei mir mitgemacht hat, weiß diese Textilien, die es auch im Wollwerk gibt, sehr zu schätzen. Kleidung mit Ausstrahlung, die Handarbeit macht aus den Textilien magische Objekte. So empfinde ich es.
Bei meinen Kursen im Wollwerk sind immer ein paar Menschen dabei, die schon lange mit anderen Fasern spinnen und auch mir gute Tipps geben können, um darin immer besser zu werden. Dabei geht es mir nicht unbedingt um die Schnelligkeit, es geht auch darum, wieder zu spüren, dass Tätigkeit Energie geben kann, dass gerade die langsame Handwerkskunst uns aus der Zeitfalle holen kann. Zeit löst sich auf, weil wir eine innere Ruhe bekommen, uns nicht gestresst fühlen beim Tun. Nicht die Uhr sollte unseren Takt bestimmen, sondern die Natur und unsere körperlichen Bedürfnisse. Dafür ein Gefühl zu bekommen, da hilft auch die Brennnessel. Mich erstaunt immer wieder, wie man den Eindruck hat, dass Zeit langsamer vergeht, wenn man vertieft in ein Handwerk ist.
Nächste Woche geht es dann weiter an der Landvolkshochschule in Freckenhorst, ich bin schon wieder am sortieren und zusammenstellen für den nächsten Kurs.
Danke an Martina für einige der Fotos.